Gemeinsam statt einsam
Wohngemeinschaft für Menschen mit Demenz
Geborgenheit, Service, Sicherheit und familiäre Atmosphäre: Für Senioren sind das wichtige Voraussetzungen, um auch im Alter ein angenehmes und möglichst selbstbestimmtes Leben führen zu können. Erkrankt ein Familienmitglied jedoch an Demenz, stellt das Angehörige und Freunde vor eine große Herausforderung. Nicht selten stoßen dabei alle Beteiligten schnell an ihre Grenzen.
Wohngemeinschaften, die speziell auf die Bedürfnisse vom demenziell Erkrankten ausgerichtet sind, schaffen dabei Erleichterung und sind eine gute Alternative zu einem Pflegeheim. Denn anders als in einem Pflegeheim leben die Bewohner in einer Demenz-WG in einer gemeinsamen Wohnung mit Gemeinschafts- und Privatbereichen.
In der Zeisigwaldstraße 73 und 75 gibt es genau solche Wohngemeinschaften. Mit einer umfangreichen Sanierung schuf die GGG vor ein paar Jahren dieses Domizil für Senioren. Der Ziegelbau vereint unter seinem Dach in der unteren Etage eine Tagespflege, darüber folgen drei Etagen mit jeweils einer Wohngemeinschaft, die jeweils zehn Bewohner hat.
Jeder Bewohner hat ein Privatzimmer von 17 bis 25 Quadratmetern Wohnfläche, ausgestattet mit eigenen Möbeln, Bett und Erinnerungstücken aus dem Leben der jeweiligen Person. Zu jeder Wohngemeinschaft gehören vier Bäder, eine Küche zum gemeinsamen Zubereiten der Mahlzeiten, zum Essen und Plaudern, aber auch Aufenthaltsmöglichkeiten, um beispielsweise in Gemeinschaft Fernsehen zu schauen oder die Zeitung zu lesen. Ein speziell ausgestattetes Pflegebad steht den WG-Bewohnern ebenfalls bei Bedarf zur Verfügung. „‘Gemeinsam, statt einsam‘, das ist unser Motto“, sagt WG-Koordinatorin Isabel Thon. „Wir sind wie eine Familie. Wichtig ist uns, dass die Senioren nicht allein auf sich gestellt sind, sondern immer jemand da ist, wenn Hilfe benötigt wird“
Nach einem gemeinsamen Frühstück wird der Tag besprochen: Wer geht in die Tagespflege, wer bleibt in der WG? Wer hilft beim Zubereiten der Mahlzeiten? Oder wer möchte vielleicht einfach nur ein bisschen spazieren gehen? Isabel Thon: „Wir diktieren nichts vor. Jeder Bewohner soll so eigenständig wie möglich seinen Tagesablauf bestimmen können. Wir unterstützen sie aber mit einer mobilisierenden Pflege, versuchen durch unsere Betreuungsangebote mit den Bewohnern gemeinsam eine Tagesstruktur zu finden, an der sie sich orientieren können.“
Arzt- oder Physiotherapiebesuche, Friseur- oder Fußpflegetermine: Auch das wird in den Tagesablauf intergiert. Frau Thon: „Wichtig ist uns dabei außerdem Kontakt und die Einbindung von Angehörigen. Sind sie doch nach wie vor ein wichtiger Bezugspunkt für unsere Senioren.“
Eine der Bewohnerinnen der Senioren-WG ist Petra Schadenberg. Die 75-Jährige besuchte zunächst die im Haus ansässige Tagespflege. Durch krankheitsbedingte Rückschläge entschied sie sich dann, und das ganz bewusst, ihre eigene Wohnung aufzugeben und in die WG zu ziehen. „Seitdem Frau Schadenberg bei uns ist, ist sie richtig aufgeblüht. Sie genießt die Gemeinschaft und auch das ‚Gebraucht werden‘. Denn sie kümmert sich liebevoll um andere Bewohner, denen es nicht so gut geht“, erzählt Frau Thon. Petra Schadenberg kann das nur bestätigen: „Es war genau die richtige Entscheidung, die ich getroffen habe. Ich fühle mich hier wohl, mir geht es richtig gut.“
Und die rüstige Rentnerin hat wieder jede Menge Pläne: „Ich habe in meinen Leben so viel gesehen und erlebt. All das möchte ich aufschreiben. Ich möchte ein Buch schreiben – meine Memoiren zusagen“, verrät sie. Momentan „arbeitet“ Frau Schadenberg aber erst einmal an ihrem Reisetagebuch. Zwei Mal packte sie in diesem Jahr bisher ihre Koffer und verreiste. Im Mai ging es gemeinsam mit einer Pflegekraft nach Gran Canaria, im August sogar allein für eine Woche nach Warnemünde. „Ich war immer schon sehr unternehmungslustig und aktiv. Mein Mann und ich hatten früher in Brandenburg ein Grundstück am Wasser. Wie habe ich es geliebt, Boot oder Wasserski zu fahren. Überhaupt liebe ich Urlaub am Wasser. Deshalb wollte ich gern, solange ich noch so mobil bin, nochmal an die Orte, an denen ich früher schon gern Urlaub gemacht habe. Es war schon ein bisschen Abenteuer, aber es war wunderschön. Lange Spaziergänge am Strand, gutes Essen, all die ganzen Erinnerungen: Ich habe es sehr genossen“, erzählt sie. „Jetzt bin ich dabei meine Erlebnisse aufzuschreiben, die Fotos zu ordnen und es dann meinen WG-Bewohnern zu zeigen.“
Fotos: Heinz Patzig I Text: Sabine Leppek
Zur Zeit sind drei Zimmer frei. Bei Interesse wenden Sie sich bitte an die Geschäftsstelle Steinhaus Ost telefonisch unter 0371 533-1700.